Online-Begleitung für Freiwillige
Anleitung für unser frei zugängliches und individuell gestaltbares Online-Seminar:
Freiwilligenarbeit an Europas (Außen-)Grenzen
Willkommen bei unserer Online-Begleitung
für deine Freiwilligenarbeit!
Anleitung
Hier gibt es eine kurze Anleitung, wie du unsere Online-Begleitung für Freiwillige, die Schutzsuchenden an Europas (Außen-)Grenzen unterstützen möchten, am besten nutzen kannst!
Worum geht’s?
So funktioniert’s!
Aufbau
- Das Seminar ist so gegliedert, dass du dich mit wichtigem Hintergrundwissen ausstatten, praktische Hinweise bekommen kannst und wir dir Reflexionsansätze anbieten. Es gibt keine chronologische Reihenfolge. Stattdessen kannst du das Seminar wie mit einem Baukasten nach deinen Interessen und Bedarfen individuell durchgehen.
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Die drei Einheiten sind jeweils in mehrere Untereinheiten gegliedert, die verschiedene Informations- und Reflexionsprozesse rund um die Freiwilligenerfahrung begleiten.
Wichtig, zu wissen
Das Online-Seminar wurde hauptsächlich von weißen Personen ohne Fluchterfahrung konzipiert. Das bedeutet, dass es eine Selbstreflexion von Menschen darstellt, die in Europa aufgewachsen sind und nicht die Perspektiven von Schutzsuchenden widerspiegelt, die von restriktiven europäischen Grenzpolitiken betroffen sind. Außerdem sind manche Einheiten insbesondere für Menschen ohne Rassismuserfahrungen als Reflexionsanregung gedacht. Diese sind entsprechend markiert.
Zum Hintergrund: Wer sind wir?
Unser Team “Bildungsarbeit”, das dieses Online-Seminar konzipiert hat, besteht aus ehemaligen Freiwilligen, die im Zeitraum von 2016 - 2021 zu verschiedenen Zeitpunkten in Nordgriechenland, Serbien oder Sizilien in der Unterstützung geflüchteter und schutzsuchender Menschen aktiv waren und es aktuell noch in Deutschland sind. Dabei haben wir verschiedene Phasen und Seiten der Unterstützungslandschaft mit Schutzsuchenden in Europa miterlebt und aus unseren Erlebnissen und Herausforderungen unser Erfahrungswissen hier zusammengestellt.
Ein paar von uns waren dabei, als im Jahr 2016 in Griechenland an der nordmazedonischen Grenze durch die Schließung der sogenannten Balkanroute notgedrungen das inoffizielle Camp Idomeni entstanden ist, in dem bis zu 16.000 Schutzsuchende strandeten. Damals reisten Menschen aus ganz Europa, unter anderem ein paar unserer Brückenwindler*innen, nach Idomeni, um Solidarität mit den Menschen zu zeigen, mit anzupacken und Strukturen zur grundlegenden Versorgung mit aufzubauen. Hier wurde die essentielle Bedeutung von Freiwilligenarbeit, aber auch deren vielseitigen Herausforderungen und Gefahren bei mangelnder Organisation und Vorbereitung deutlich.
In den folgenden Jahre waren einige von uns zu verschiedenen Zeitpunkten in Griechenland und haben vor allem mit der Graswurzel-Organisation InterEuropean Human Aid Association (IHA) im Großraum Thessaloniki, aber auch mit anderen kleinen Organisationen, unter anderem auch in Serbien und Bosnien und Herzegowina gearbeitet. In den letzten Jahren haben wir miterlebt, dass sich die Strukturen der Freiwilligenarbeit zwar verändern, aber weiterhin in der Grundversorgung und Unterstützung der Menschen essentiell bleiben. Da seitens politischer Akteur*innen in den letzten Jahren wenig Aktion eingetreten ist, um die Situation zu ändern oder zu entschärfen, übernehmen die freiwilligen Unterstützungsorganisationen eine wichtige zivile Verantwortung, müssen dementsprechend aber auch ihr Handeln reflektieren.
Gemeinsam mit mittlerweile vielen Bekannten innerhalb der Freiwilligen-Community sehen wir also einen großen Bedarf, dich als potentielle*r Freiwillige*r in dieser Erfahrung zu begleiten und zu unterstützen. Das dient zunächst deinem Schutz, aber auch vor allem dem Schutz der Menschen, mit denen du arbeitest.
Seit 2018 unterstützen wir als Verein gezielt Freiwillige, die in Griechenland mit schutzsuchenden Menschen arbeiten. Ein paar von uns waren auch zeitweise bei der Anwerbung von Freiwilligen und in der Freiwilligenkoordination vor Ort über einige Monate aktiv. In den Jahren 2018 und 2019 haben wir Wochenend-Seminare mit Freiwilligen zur Vor- und Nachbereitung angeboten, deren Inhalte wir hier aufgearbeitet und zusammengefasst haben, um sie öffentlich zugänglich zu machen. 2023 haben wir diese Inhalte ausführlich überarbeitet.
Natürlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit unserer Informationen, da wir uns auf einen begrenzten Erfahrungshorizont beziehen. Bisher haben wir trotzdem den Eindruck gewonnen, dass diese Inhalte auch in einigen anderen vergleichbaren Kontexten ebenso wichtig und anwendbar sind. Trotzdem freuen wir uns über Nachrichten, falls du Verbesserungsvorschläge oder Ergänzungen hast, die du aus deiner Erfahrung als Freiwillige*r mitbringst! Insgesamt hoffen wir sehr, dass du von unseren Erfahrungen profitieren kannst und das “Online-Seminar” dir spannende und wichtige Impulse und Anhaltspunkte liefern kann.
Los geht's!
Hintergrundwissen
Wenn du Geflüchtete unterstützen möchtest, solltest du dich mit einigen Themen und Fragestellungen beschäftigen. Daher haben wir eine Mischung aus Ratschlägen und theoretischem Hintergrundwissen zusammengestellt.
In welchem Kontext befindest du dich als Freiwillige*r, die*der mit People on the Move arbeitet? Welche verschiedenen Organisationsformen gibt es und wie sollte eine solidarische Unterstützungsarbeit (nicht) aussehen? In dieser Einheit wollen wir uns anschauen, wie Hilfsorganisationen, Initiativen und solidarische Gruppen, die Geflüchtete unterstützen, aufgebaut sind und warum es relevant ist, sich mit diesen Strukturen zu beschäftigen, um solidarisch Freiwilligenarbeit leisten zu können.
White Saviourism, Voluntourismus
Als Freiwillige*r in der Unterstützungsarbeit für Menschen auf der Flucht ist es unserer Meinung nach sehr wichtig, sich mit bestimmten Aspekten von Rassismus und den Konzepten des Eurozentrismus, Voluntourismus und des sogenannten “White Saviourism” kritisch auseinanderzusetzen. Lass dich von den komplizierten Begriffen nicht abschrecken, falls du sie nicht kennst. Klicke auf die jeweiligen Konzepte für eine kurze Definition und eine Erklärung, warum sie in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen. Teile der Einheit sind vor allem für Menschen aus dem Globalen Norden ohne Rassismuserfahrung konzipiert.
für geflüchtete Menschen in Europa
Die soziale und politische Situation von Geflüchteten an Europas (Außen-)Grenzen ist ein komplexes Thema, bei dem historische, politische, soziale und rechtliche Gegebenheiten beachtet werden müssen. Rechtsprechungen und politische Praktiken an den Grenzen ändern sich häufig. Daher werden wir hier einen kurzen Überblick der wichtigsten Entwicklungen und Regelungen geben. Bei weiterführendem Interesse und Fragen verweisen wir auf andere Organisation, die sich täglich und seit langer Zeit mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen und somit diese viel besser darstellen können.
Welche Sprache und Begriffe verwendet werden, beeinflusst, wie wir über das Gesagte denken. Daher ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, welche Begrifflichkeiten verwendet werden. Wir haben hier ein kleines Glossar erstellt, in dem wir darstellen, was wir unter den von uns verwendeten Begriffen verstehen.
Praktische Arbeit
Informationen und Handlungsanregungen, die für die konkrete Unterstützungsarbeit wichtig sein könnten.
Sich im Kontext von Fluchtmigration und Grenzpolitiken in Unterstützungsprojekten zu engagieren heißt auch, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die gezwungen sind, in prekären Lebensumständen zu leben und verschiedenen Formen der Gewalt sowie Diskrimminierung ausgesetzt sind und waren. Was bedeutet dies für deine Handlungen? In dieser Einheit geben wir dir Informationen zu wichtigen Themen wie Machtverhältnissen und traumasensiblen Handeln.
Deine Freiwilligenarbeit mit schutzsuchenden Menschen kannst du gut mit Öffentlichkeitsarbeit verbinden, um auf die Situation an den (Außen-)grenzen aufmerksam zu machen. In dieser Einheit möchten wir dich auf ein paar wichtige Gefahren und Herausforderungen von Öffentlichkeitsarbeit in diesem Kontext aufmerksam machen.
Hier bekommst du ein paar Einblicke in Fundraising-Strategien und Tipps. Da du vielleicht noch keine Erfahrung mit Spendenaktionen gemacht hast, stellen wir dir ein paar Ideen und Anregungen vor, wie du eine kleine Fundraisingkampagne starten kannst, um die Arbeit bevor du einsteigst, währenddessen oder danach mit Spenden zu unterstützen.
Reflexion
Zur Auseinandersetzung mit den gemachten Erfahrungen und eigenen Selbstfürsorge während oder nach Abschluss deiner Freiwilligenarbeit. Anregungen zur Reflexion und nachhaltigen Verarbeitung für weiterführende Freiwilligenarbeit.
Die Freiwilligenarbeit vergeht meist so schnell und ist so erlebnisreich, dass oft keine Zeit für eine intensive Beschäftigung mit der eigenen Arbeit und einer Reflexion dessen bleibt. Wieder zurück zu Hause in der vertrauten Umgebung oder bei einer Auszeit können daher viele Gedanken auf einmal auf dich einprasseln. Die Verarbeitung des Erlebten kann einige Zeit und Emotionen in Anspruch nehmen. Wir haben hier einige Möglichkeiten für dich, die dir bei der Verarbeitung und Reflexion helfen könnten. Schau dir einfach die verschiedenen Ideen an und suche dir etwas Passendes für dich aus.