Im Projekt
Online-Begleitung für Freiwillige an Europas (Außen-)Grenzen
7. Fundraising Tips
Die meisten Hilfs- und Unterstützungsangebote für Menschen auf der Flucht sind auf Spenden angewiesen. Hier bekommst du ein paar Einblicke in privates Fundraising. Da du vielleicht noch keine Erfahrung mit Spendenaktionen gemacht hast, stellen wir dir ein paar Ideen und Anregungen vor, wie du eine kleine Spendenaktion starten kannst, um dein Projekt vor, während oder nach deinem Aufenthalt zu unterstützen. .
Fundraising & Freiwilligenarbeit
Warum ist Fundraising im Zusammenhang mit Freiwilligenarbeit wichtig?
- Die zivilgesellschaftlich organisierte Unterstützung von Menschen auf der Flucht mit lebensnotwendigen Gütern, Rechts- bzw. medizinischer Beratung, Bildungs- und Freizeitaktivitäten usw. kostet Geld. Es fallen nicht nur die laufenden Kosten des Projekts an, sondern auch Kosten in der Verwaltungsarbeit der Organisationen oder auch ganz einfach deine Reise- und Versorgungskosten.
- Natürlich sollte all diese notwendige Versorgung eigentlich nicht durch private Spenden aufgefangen werden. Die Realität sieht derzeit allerdings leider so aus, dass wenig bzw. keinesfalls ausreichend öffentliche Gelder zur Verfügung stehen, um die Bedarfe annähernd zu decken.
- Damit die Kosten nicht an wenigen bzw. immer den gleichen Einzelpersonen hängen bleiben, empfinden wir es als durchaus sinnvoll, im Rahmen deiner Unterstützungsarbeit auch Geldspenden für dich oder die Organisation, mit der du arbeitest, zu sammeln.
- Fundraising ist natürlich freiwillig! Wenn du dich damit nicht wohlfühlst, können wir das sehr gut verstehen. Trotzdem kann es sinnvoll sein, sich damit auseinandersetzen, denn es gibt viele relativ einfache Möglichkeiten und Ressourcen, um Spenden zu sammeln und deine Mitmenschen an der Unterstützung des Projekts teilhaben zu lassen, da Geldspenden derzeit die einfachste und niedrigschwelligste Version der Unterstützung darstellen.
- Falls du mit dem Gedanken spielst, Sachspenden zu sammeln, sprich unbedingt davor mit deiner Organisation, was genau und in welchen sinnvollen Mengen gebraucht wird.
Worauf muss ich besonders achten?
- Grundsätzlich sind deiner Kreativität beim Fundraising keine Grenzen gesetzt, persönliche Gespräche sind aber aus unserer Erfahrung häufig der erfolgreichste Weg für Spendensammlungen.
- Trau dich ruhig nach einer Spende für dein Projekt oder für die Finanzierung deiner eigenen Aktivität zu fragen. Auch wenn nach Geld fragen häufig erst einmal unangenehm ist, musst du dich dabei nicht unwohl fühlen! Die Notwendigkeit für diese Spenden resultieren schließlich aus einer Reihe von strukturellen Ungerechtigkeiten und Problemen, die nichts mit dir zu tun haben. Dagegen anzukämpfen, ist eine wichtige Sache, und andere Menschen - ggf. mit mehr finanziellen Ressourcen als du sie hast - darin einzubeziehen, ebenso. Das Worst-Case-Szenario ist, ein Nein zu kassieren und auch das ist vollkommen in Ordnung.
- Achte bei deinen Spendenaktionen auf die "DOs" und "DON’Ts" der Öffentlichkeitsarbeit
Fundraising Optionen
Was sind die verschiedenen Möglichkeiten des Fundraisings?
Spenden kannst du auf viele verschiedenen Wegen sammeln - Werde kreativ oder überlege dir, was dich dazu bewegen könnte, andere Personen und Projekte mit einer Spende zu unterstützen! Wir haben hier ein paar Vorschläge für dich gesammelt, wie du zum Einen in deinem Freundes- & Bekanntenkreis, zum Anderen aber auch in der Öffentlichkeit Spenden für dein Projekt oder deinen Aufenthalt sammeln kannst.
Fundraising Im Freundes- und erweiterten Bekanntenkreis
- Eine einfache Möglichkeit für Spendenaufrufe in deinem Freundes- und Bekanntenkreis sind zum einen natürlich persönliche Gespräche mit den Menschen in deinem nahen Umfeld. Diese haben den Vorteil, dass du ausführlich von deinem Anliegen berichten kannst und ein sehr persönlicher Bezug entsteht, der die Erfolgschancen deiner Spendenkampagne erhöht. Außerdem kannst du der Person direkt Antworten auf mögliche Fragen geben.
- Du wirst in Zeiten von Corona bestimmt nicht alle deine Mitmenschen persönlich treffen können, deswegen bietet es sich an, zum Telefon zu greifen und deine Freund*innen oder Familie anzurufen. Du wirst sehen, dass ein Telefonat viel erfolgversprechender sein kann als ein Post, eine Nachricht oder Mail.
- Eine Rund-Mail mit einem informativen Text über dein Vorhaben, einer Vorstellung des Projekts sowie einem konkreten Spendenaufruf zu versenden, in der du dich bereit erklärst, auch für Rückfragen zur Verfügung zu stehen, kann natürlich trotzdem einen tollen Effekt haben, vor allem wenn du viele deiner Mitmenschen gleichzeitig erreichen möchtest und du nicht alle anrufen kannst.
- Bei Geburtstagsfeiern, verschiedenen Veranstaltungen oder an Versammlungsorten, an denen du dich häufig aufhältst (wie zum Beispiel in der Schule oder Uni) bietet es sich außerdem an (auch über längere Zeit), eine Spendenbox mit einem knappen Erklärungstext aufstellen. Dabei ist es sinnvoll, in einer kurzen Ansprache auf die Spendenaktion aufmerksam zu machen und für mögliche Rückfragen vor Ort zu sein.
- Wenn dir die zeitlichen und räumlichen Kapazitäten zur Verfügung stehen, ist es außerdem eine super Möglichkeit, eine eigene Informationsveranstaltung zu organisieren, bei der du einen kurzen Vortrag hältst und/oder möglicherweise einen Film zum Thema zeigst und im Anschluss um Spenden bittest. Weitere Ideen in dieser Richtung sind ein Flohmarkt, ein Kuchenverkauf oder ein Spendenmarathon, bei dem der Verwendungszweck deiner Einnahmen deutlich wir
- Erzähl auch gerne bei deinem Verein, sei es Sportverein, Musikschule oder ähnliches von deinem Vorhaben und frage dort nach einer Geldspende und/oder nach Sachspenden für dein Projekt. Als Dankeschön kannst du all deinen Spender*innen zum Beispiel den Eintrag in einem Email-Verteiler oder einen Blog vorschlagen, wo du sie über deinen Aufenthalt und die Erfahrungen vor Ort informierst.
Fundraising in der Öffentlichkeit
- Wenn du mit deinem Spendenaufruf über deinen persönlichen Bekanntenkreis hinaus Menschen erreichen möchtest, kannst du beispielsweise bei lokalen Zeitungen oder Radiosendern mit der Bitte um die Verbreitung eines konkreten Spendenaufrufs anfragen.
- Grundsätzlich bieten sich aber vor allem verschiedene Optionen im Internet an.
Über verschiedene soziale Medien, wie z.B. Facebook, lassen sich solche Spendenaktionen erstellen, die du veröffentlichen und dann verbreiten kannst. Für einen größeren Erfolg, frag deine Freund*innen, die Spendenaktion auf ihren Kanälen jeweils zu verbreiten. Es gibt außerdem verschiedene Fundraising-Plattformen, wie z.B. GoFundMe oder Betterplace. Informiere dich hier allerdings vorab genau über die Nutzungsbedingungen, da teilweise Gebühren anfallen können.
Bei diesen Optionen des öffentlichen Fundraisings ist es besonders wichtig, dass du viel Vorarbeit in deinen Informationstext steckst, und hier knapp und griffig alle relevanten Informationen zur Verfügung stellst. Rückfragen sind bei öffentlichen Spendenaktionen meist schwierig und du solltest mögliches Misstrauen oder Unsicherheiten der Empfänger*innen umgehen.
Da der persönliche Bezug fehlt, solltest du dir außerdem eine eingängige, Aufmerksamkeit erweckende Überschrift ausdenken.
Bei dieser Form des Fundraisings ist es außerdem sehr zentral, vorab eine genaue Zielsumme mit einem spezifischen Verwendungszweck festzulegen, die du dann konkret kommunizierst.
Den richtigen Zeitpunkt wählen
Warum ist der Zeitpunkt der Spendenaktion relevant?
Der Zeitpunkt bzw. Zeitraum deiner Spendenaktion bringt verschiedene Vor- und Nachteile mit sich, die du für deine Ziele erwägen solltest. Wir haben dir hier die verschiedenen Optionen einer Fundraisingaktion VOR, WÄHREND, oder NACH deines Freiwilligenaufenthalts zur Orientierung aufgelistet.Fundraising vor deinem Aufenthalt
- Wenn du bereits vor deinem Aufenthalt für die Organisation, bei der du tätig sein wirst, Spenden sammeln möchtest, ist es wichtig, dich genau über aktuelle Bedarfe und Ausgaben des Projekts zu informieren. Kontaktiere also z.B. die Projektleitung und frage dort nach, für welche Projekte genau aktuell finanzielle Unterstützung benötigt wird. Häufig werden auch Sachspenden benötigt, die du vorab in deinem Heimatort organisieren und bei deiner Anreise mitbringen kannst.
- Da du hier noch nicht aus Erfahrung berichten kannst, ist es meistens sinnvoll, einen kurzen Infotext zusammenzustellen, in dem du das Projekt und dessen Ziele beschreibst und erklärst, für welchen Zweck derzeit Spenden benötigt werden. Wenn du magst, beschreibe hier auch gerne dein persönliches Vorhaben und warum du dir ausgerechnet dieses Projekt ausgesucht hast, um deine Mitmenschen persönlich anzusprechen.
- Es besteht auch die meist etwas einfachere Möglichkeit, Freund*innen, Familie und Bekannte für einen Beitrag für die Finanzierung deiner persönlichen Unkosten zu bitten, wenn du dir dadurch zum Beispiel einen längeren Aufenthalt ermöglichen kannst. Das funktioniert nach dem Motto: “Ich investiere meine Ressourcen und Zeit für ein Projekt, das mir am Herzen liegt, und freue mich, dabei unterstützt zu werden” meistens sehr gut, und regt auch Mitmenschen zum Spenden an, die sich vor offiziellen Spendenkontos eher scheuen.
Fundraising während deines Aufenthalts
- Diese Option erweist sich meistens als Einfachste, da sie am authentischsten ist. Da du dich im Projekt befindest, kannst du deinen Mitmenschen direkt von deinen persönlichen Eindrücken berichten und sie so motivieren, dich und das Projekt zu unterstützen.
- Wenn du während deines Aufenthalts im Projekt einen Spendenaufruf startest, ist es meist wertvoll, persönliche Einblicke in deinen Arbeitsalltag, sowie eine Bewertung der Situation zu geben, die vielleicht die Dringlichkeit bestimmter Spendennotwendigkeiten verdeutlichen. Beachte hier aber die Guidelines der solidarischen Öffentlichkeitsarbeit. Wenn du Bilder verwenden möchtest, kläre dies immer mit der Projektleitung ab und beachte dabei Persönlichkeits- und Datenschutzrechte, schau auch hierzu nochmal in unsere Einheit zu Öffentlichkeitsarbeit.
Fundraising nach deinem Aufenthalt
- Diese Option kann für dich eine gute Möglichkeit sein, dein Projekt auch nach Beendigung deines Aufenthalts weiterhin nachhaltig zu unterstützen, indem du die Arbeit weiterhin mit informierter Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsschaffung begleitest.
- Vorteil des Fundraisings nach deinem Aufenthalt ist, dass du jetzt einen guten Überblick über die Situation hast, viele Informationen weitergeben kannst und von persönlichen Eindrücken und Erlebnissen berichten kannst, während dir wieder alle Möglichkeiten des Fundraisings zur Verfügung stehen (nicht nur online).
- Der persönliche Bezug zu dem Projekt nach deiner Rückkehr ist wertvoll dafür, dass Menschen dir gerne ihre Spenden anvertrauen. Wenn du dich zum Beispiel entscheidest, auf Veranstaltungen eine Spendendose aufzustellen, bietet es sich hier zum Beispiel an, einen kleinen Vortrag über deine Erfahrungen zu halten und dich für Fragen zur Verfügung zu stellen.
Fragen? Kritik? Anmerkungen? Ergänzungen?
Wir freuen uns sehr über Rückmeldungen und hilfreiche Hinweise von Euch! Schreibt uns einfach eine Email: kontakt@brueckenwind.orgDu möchtest unsere Inhalte teilen?

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